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Lebensformen in der Ständegesellschaft

Das Leben im Mittelalter war für den Großteil der Bevölkerung sehr beschwerlich. Dennoch wäre es zu einfach, eine ganze Epoche schlicht als „düster“ oder „dunkel“ abzustempeln.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Das Mittelalter und seine Ordnung

Das Mittelalter kannst du in etwa zwischen dem Ende des Römischen Reiches und dem Beginn der Neuzeit, also zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert, verorten. Häufig spricht man auch vom sogenannten „dunklen Mittelalter“, hauptsächlich, weil das Leben, vor allem das der einfachen Bauern, damals kein leichtes gewesen ist. Neben schwierigen Lebensbedingungen und vielen Kriegen und Krankheiten waren sie vor allem keine freien Menschen, sondern im Grunde der Willkür ihrer Lehnsherren ausgeliefert. Dies ließ lange den Eindruck entstehen, dass eine kleine Gruppe von Reichen rauschende Feste feierte, während der Großteil der Menschen unter Armut und Hunger litt - das „dunkle Mittelalter“ also. Doch kann man das wirklich so vereinfacht sagen?

Ständeordnung

Eines ist unbestritten: Es herrschten die Wenigen über die Vielen. Dabei war es im Mittelalter ausschlaggebend, in welchen Stand man hineingeboren wurde. War es einer der beiden oberen, konnte man sich glücklich schätzen, denn man gehörte dem Klerus oder dem Adel an und genoss stets einen gewissen Wohlstand. Von diesem Wohlstand konnte der Stand der Bauern und Leibeigenen nur träumen. Ein Wechsel des Standes zu Lebzeiten war übrigens nahezu ausgeschlossen.

Burgunderkönige

Schauen wir uns die Stände aber noch einmal genauer an: Ganz oben stand selbstverständlich der König oder Kaiser. Dieser galt als Schirmherr und Schutzmacht seiner Untertanen, die ihm zur Treue verpflichtet waren. Der mächtigste Kaiser des Mittelalters war sicherlich Karl der Große, der ständig darauf aus war, sein Herrschaftsgebiet zu erweitern. Unter dem König standen die Kronvasallen, meist weltliche Herzöge und Fürsten sowie geistliche Bischöfe. Diese wiederum standen über den Untervasallen, sprich niederen Adligen und Klerikern wie Rittern, Grundbesitzern oder Äbten. Die restlichen 90% der Bevölkerung waren die Bauern und Leibeigenen. Sie waren nicht frei, sondern ihrem Herrn Lehenstreue schuldig. Zudem waren sie nahezu mittellos und besaßen so gut wie keine Rechte.

Der Feudalismus

Wie du bestimmt bereits erkannt hast, beruhte die Herrschaft im Mittelalter auf Abhängigkeit. Das Rechtssystem der Grundherrschaft sah sogar vor, dass Grund und Boden mit allen darauf lebenden Menschen immer einen Herrn haben müssen! Als „Höriger“ lieh der gemeine Bauer das Land von seinem Lehnsherren und musste neben Steuern auch einen erheblichen Teil seiner Erträge wieder abgeben. Von weiteren „freiwilligen“ Diensten, den sogenannten Frondiensten ganz zu schweigen. Dieses politische und wirtschaftliche System nennt man Feudalwesen, Feudalismus oder auch Lehnswesen.

Bauern

Leben im Mittelalter

Man konnte auch im Mittelalter ein recht passables Leben führen, lebte man in einer Burg oder in einem Kloster. Auch die Ritter und Städter konnten es zu einigem Reichtum bringen. Doch der Großteil der Bevölkerung lebte auf dem Land unter schwierigen Bedingungen. Die Sterblichkeitsrate war zu dieser Zeit sehr hoch. Erst mit dem Aufblühen des Handwerks machte sich ab dem Hochmittelalter zunehmend ein gewisser Wohlstand breit. Handwerker und Händler wurden angesehene Leute und schlossen sich in mächtigen Gilden zusammen, wie beispielsweise der Hanse. Zur Blütezeit der Hanse gehörten ihr etwa 300 Städte des nördlichen Europas an!

Die Bedeutung der Städte

„Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag“ ist ein heute noch bekannter Spruch. Er gründet sich darauf, dass ein Bauer, der in die mittelalterliche Stadt ging und nicht von seinem Lehnsherren nach Jahr und Tag zurückgefordert wurde, frei werden konnte! Um diese Freiheit auszukosten und um am wirtschaftlichen Aufschwung teilzuhaben, strömten im Hochmittelalter immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Alles Leben spielte sich hier auf dem Markt ab, wo Händler aus verschiedenen Regionen zusammentrafen. Nicht selten entwickelten sich aus einfachen Marktplätzen kleine Dörfer, die durch die Landflucht zu Städten wurden und später zu wichtigen Wirtschaftszentren.

Das Christentum im Mittelalter

Zwar bestand zwischen den beiden oberen Ständen immer eine gewisse Rivalität (ein prominentes Beispiel dafür ist der Investiturstreit mit dem Gang nach Canossa), doch legitimierten sie ihre Herrschaft meist auf derselben Grundlage, nämlich dem Christentum. Ob nun ein Kaiser oder der Papst höchstpersönlich: Alle behaupteten, von Gottes Gnaden ihrer Herrschaft bemächtigt zu sein und ein Zweifel an ihrer Macht käme einer Kritik Gottes gleich.

Kirche

Die Religion war also auch ein Mittel von Herrschaft, und im Mittelalter wohl das mächtigste! Das Christentum war allgegenwärtig und wurde durch die Christianisierung, zum Beispiel in den Kreuzzügen, noch weiter verbreitet. Da der einfache Bauer kein Latein konnte, war die Auslegung der Bibel Sache der kirchlichen Gelehrten. Mit Angst vor Hölle, Teufel und Dämonen kontrollierten sie die unteren Stände und verbreiteten durch die späteren Hexenverbrennungen Furcht und Schrecken. Wusstest du übrigens, dass 1775 die letzte Hexe in Deutschland zum Tode verurteilt wurde? Obwohl auch der Augustinermönch Martin Luther an Hexen glaubte, dachte er hinsichtlich der direkten Auseinandersetzung mit den Prinzipien der Kirche doch sehr fortschrittlich und leitete zu Beginn des 15. Jahrhunderts die sogenannte Reformation ein.

Christentum im Mittelalter

„Dunkles Mittelalter“?

Zwar fallen in die rund tausendjährige Geschichte des Mittelalters schreckliche Ereignisse, wie etwa der Hundertjährige Krieg, die Kreuzzüge oder die Pest, doch sieht die heutige Wissenschaft auch die positiven Entwicklungen der damaligen Zeit. Erste Städte und damit auch der Handel und das Handwerk blühten auf. Die Menschen hatten unter dem Strich nicht weniger zu essen als zu Zeiten Roms und auch aus kultureller Sicht war das Mittelalter keineswegs eine durchweg düstere Zeit. So entstanden ab dem 12. Jahrhundert in Europa die ersten Universitäten, zum Beispiel in Bologna (1088), Paris (1160) oder Oxford (1167).

Häufig ist Legendenbildung eben doch stärker als die Faktenbildung. Es gab sicherlich viel Schatten, doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Der Orient beispielsweise erlebte seine Blütezeit in dem von uns Europäern so abwertend formulierten „dunklen“ Mittelalter.