Hast du schon einmal den Ausdruck “It all depends on how you look at it” gehört? Es kommt immer darauf an, wie man etwas betrachtet. Wann immer du einen literarischen Text analysieren sollst, musst du auch die Erzählperspektive hinzuziehen. Daher ist es sehr wichtig, dass du über die verschiedenen Erzähltypen, die “types of narrators”, Bescheid weißt.
Der Unterschied zwischen narrator und author
Als erstes wollen wir uns mit dem Unterschied zwischen narrator und author beschäftigen. Der Erzähler, “the narrator” und der Autor, “the author” eines Textes sind meist nicht identisch. Vereinfachend kann man sagen, dass der Erzähler eines Textes die Stimme ist, die die Geschichte erzählt, während der Autor derjenige ist, der die Geschichte geschrieben hat.
Ausgenommen hiervon sind natürlich Autobiographien. Hier ist der Erzähler auch der Autor. Kommen wir nun zu den Erzählperspektiven. Wir beschränken uns in diesem Video auf die folgenden zwei: Prinzipiell unterscheidet man zwischen dem Ich-Erzähler, dem “first-person narrator” und dem personalen Erzähler, dem “third-person narrator”.
Der first-person-narrator
Fangen wir mit dem “first-person- ” oder “I-narrator” an. Der I-narrator kann entweder als Randfigur oder als Hauptfigur, als “protagonist”, am Geschehen beteiligt sein. Er berichtet immer subjektiv, d.h. du als Leser erhälst Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des Erzählers. Allerdings hast du dadurch auch eine sehr beschränkte Perspektive auf die Gefühlswelt der anderen Charaktere, da der Ich-Erzähler stets aus seiner eigenen Perspektive die Geschichte betrachtet.
Lass uns doch einmal auf diesen Auszug aus Ernest Hemingways Roman “The Sun Also Rises” schauen: "I could picture it. I have a rotten habit of picturing the bedroom scenes of my friends. We went out to the Cafe Napolitain to have an aperitif and watch the evening crowd on the Boulevard."
2 Arten von personalen Erzählern
An diesem Textbeispiel kannst du gut erkennen, wie wir als Leser zwar einen sehr detaillierten Einblick in die Gedankenwelt des Erzählers erhalten, jedoch andere Perspektiven weitgehend unberührt bleiben. Kommen wir nun zu den zwei Arten von personalen Erzählern: dem “third-person limited narrator” und dem auktorialen Erzähler, der auf Englisch “third-person omniscient narrator” heißt.
Der personale Erzähler ist nicht in die Handlung eingebunden. Das heißt, wenn er über Charaktere spricht, verwendet er “he” oder “she”. Da der Erzähler hier nicht Teil der Handlung ist, kann er auch die Rolle eines losgelösten bzw. unvoreingenommenen Beobachters einnehmen. Er verfügt lediglich über einen eingeschränkten Einblick in das Gesamtgeschehen.
Beispiele zur personalen Erzählperspektive
Schauen wir uns auch hierzu ein Beispiel an. Es handelt sich um einen Auszug von Ernest Hemingways “The Old Man and the Sea” : "Then he looked behind him and saw that no land was visible. That makes no difference, he thought. I can always come in on the glow from Havana.”
An diesem Beispiel kann man gut erkennen, dass sich der Erzähler hier nur auf einen Charakter und dessen Perspektive und Erlebnisse konzentriert. Allerdings muss sich die Perspektive eines “third-person narrators” nicht immer zwangsweise auf nur einen Charakter beschränken.
Unterschied zum third-person omiscient narrator
Der auktoriale Erzähler, also der “third-person omniscient narrator” gleicht dem personalen Erzähler in der Hinsicht, dass er die Geschichte auch von außen erzählt, also außerhalb der Handlung steht. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass dieser Erzähler über die Gefühle und Gedanken aller Charaktere in der Geschichte Bescheid weiß.
Der auktoriale Erzähler kennt sogar mögliche Hintergründe der Geschichte oder kommentiert mitunter das Verhalten einzelner Charaktere.
Daher wird dieser Erzähler auch der allwissende Erzähler genannt. Zur Erläuterung hier noch einmal ein Textbeispiel aus einem Roman von Leigh Michaesl, “On writing romance”:
Beispielsatz zum autkorialen Erzähler
"As the man saw her start up the hill, he moved quickly into the shelter of the huge old maple tree. If she saw him now, everything would be ruined. She thought she saw a shadow move high up on the slope, but when she looked again it was gone. The man thought if he could stay hidden until she came within range, she'd have to talk to him. Wouldn't she?"
Zusammenfassung aller Erzählperspektiven
An diesem Beispiel kann man gut erkennen, wie sich der Erzähler in zwei Charaktere gleichzeitig hineinversetzt. Lass uns noch einmal zusammenfassen: Du hast heute zwei Erzählperspektiven kennengelernt. Der “first-person narrator”, bei dem aus der ich-Perspektive erzählt wird, hat immer eine eingeschränkte Perspektive,während es beim “third-person narrator” neben der eingeschränkten Perspektive, dem “third-person limited narrator” auch eine allwissende Perspektive gibt - nämlich den “third-person omniscient narrator”.
Abschließend muss noch erwähnt werden, dass es sich bei den hier vorgestellten Erzählertypen um idealtypische Modelle handelt, die im Einzelfall auch variieren können und dann verschiedene Merkmale in sich vereinen können. In manchen Werken kannst du sogar einen Wechsel der Erzählperspektiven beobachten.
So, jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Analysieren der Erzählperspektive und denke daran: “It all depends on how you look at it.”
Gibt es auch ein Video zu Narrative techniques?
Sensationelles Video, ich schau es mir JEDEN TAG an - beim Zähneputzen, beim Duschen, beim Mittagessen…
Hallo Sofia,
vielen Dank für dein Feedback. Die Sherlock Holmes Bücher sind passen da tatsächlich ideal in die Kategorie. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß beim Lernen auf unserer Plattform.
Herzliche Grüße aus der Redaktion
Für den first person narrator, der jedoch nicht der Protagonist ist hätte ich eventuell noch ein Beispiel anzufügen: Sherlock Holmes. In dieser Bücherreihe wird aus der Perspektive vom besten Freund, Dr. John Watson erzählt.
super!!!!!!!