Kennzeichen des Realismus

Grundlagen zum Thema Kennzeichen des Realismus
In diesem Video geht es um die literarische Epoche des Realismus. Sie wird in den Bürgerlichen Realismus und den Poetischen Realismus unterschieden. Inhalt sind bedeutende Merkmale, historische und gesellschaftliche Hintergründe sowie typische Themen der Autoren.
Transkript Kennzeichen des Realismus
Hallo ich bin Lena und in diesem Video geht es um die Literaturepoche Realismus. Ich werde dir zunächst die Begriffe bürgerlicher und poetischer Realismus erklären, danach die historischen Hintergründe der Epoche umreißen, auf ihre inhaltlichen und formalen Kennzeichen eingehen und anschließend noch kurz die wichtigsten Autoren des deutschen Realismus nennen. Es wäre gut, wenn du dich schon einmal mit der Klassik, der Romantik und dem Biedermeier auseinandergesetzt hättest. Der Begriff poetischer Realismus ist dadurch zu erklären, dass die deutschen Autoren, trotz aller Wirklichkeitsnähe, den behandelten Stoff künstlerisch verarbeiteten. Fontane zum Beispiel sagt hierzu: "Realismus ist die künstlerische Wiedergabe (nicht das bloße Abschreiben) des Lebens". Der Künstler ist demnach kein einfacher Chronist, sondern umreist die Wirklichkeit vielmehr mithilfe stilistischer Mittel. Als bürgerlicher Realismus wird die Epoche bezeichnet, weil dort aus bürgerlicher Perspektive lediglich die Realität des Bürgertums behandelt wurde. Die Lebenswirklichkeit der Unterschicht wurde bewusst ausgespart. Hierzu schrieb Fontane: "Vor allen Dingen verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenzeiten". Der bürgerliche bzw. poetische Realismus dauerte von 1848 bis 1890. Historischer Hintergrund seines Beginns, war die gescheiterte 48er-Revolution, die einen einheitlichen deutschen Nationalstaat zum Ziel gehabt hatte. Sein Ende fällt ungefähr zusammen mit Bismarks ausscheiden aus der Politik. Der Realismus innerhalb dieses Zeitraums unterschied sich insofern von vorherigen realistischen Strömungen, als dass er sich sehr betont vom Idealismus, der Klassik, Romantik und des Biedermeier abwandte. Die Autoren des poetischen bzw. bürgerlichen Realismus beschäftigten sich mit aus ihrer Perspektive alltäglichen Umständen und Begebenheiten, anhand derer sie ohne realistische Überhöhung die Wirklichkeit darstellen wollten. Entsprechend standen keine großen gesellschaftspolitischen Zusammenhänge im Vordergrund. Stattdessen blieb das Individuum Zentrum des Geschehens. In vielen realistischen Werken schlugen sich außerdem Regionalismus und Historismus nieder. Es fand also eine Konzentration auf bestimmte kleinere Landstriche und deren Eigenarten sowie auf geschichtliche Ereignisse statt, deren politische Bedeutung dabei jedoch außen vorgelassen wurde. Die bevorzugten Gattungen der Realisten waren der Roman und die Novelle. Beide ließen genug Raum für die detailreichen Schilderungen der Autoren. Außerdem kamen sie einem verbreiteten stilistischen Mittel des Realismus, der Verschachtelung von Binnen- und Rahmenerzählungen entgegen. Inhaltlich handelte es sich häufig um Bildungs- oder Entwicklungsromane. Wichtige Autoren des deutschen Realismus waren zum Beispiel Theodor Storm, etwa mit seiner Novelle "Der Schimmelreiter", Theodor Fontane, der unter anderem "Effi Briest" verfasst hat oder Gottfried Keller, von dem beispielsweise der Roman "Der grüne Heinrich" stammt. Ich hoffe, du hast alles verstanden und das Wichtigste behalten können. Auf Wiedersehen vielleicht, Lena.
Kennzeichen des Realismus Übung
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Nenne Autoren und Texte des Realismus.
TippsTheodor Fontane (1819–1898) war ein deutscher Schriftsteller und schon zu Lebzeiten erfolgreich. Berühmt geworden sind seine Romane, wie u. a. „Effi Briest“ und „Irrungen, Wirrungen“, aber auch seine Balladen, wie „Die Brück’ am Tay“ oder „John Maynard“. Viele seiner Romane tragen Frauennamen als Titel.
LösungAlle vier Autoren haben zahlreiche Werke im ausgehenden 19. Jahrhundert verfasst. Sie beschäftigen sich darin mit der damaligen Gesellschaft und ihren Schattenseiten.
- Der Protagonist Heinrich Schaumann aus Stopfkuchen ist ein Außenseiter, der sich gegen die Borniertheit und Engstirnigkeit der Gesellschaft behauptet und dabei sogar einen Mord aufklärt.
- Jenny Treibel ist eine wohlhabende Frau aus dem Besitzbürgertum, die aufgrund einer gewinnbringenden Heirat im sozialen Stand aufgestiegen ist. Ihrem Sohn erlaubt sie aber keine unterstandesgemäße Heirat; sie neidet anderen Frauen den Aufstieg.
- Im Schimmelreiter muss sich der Deichgraf Hauke Haien stets gegen die ungebildeten Dorfbewohner und ihre Anfeindungen wehren.
- Das Werk Martin Salander handelt vom gleichnamigen Protagonisten, dem das Schicksal immer wieder böse Streiche spielt. So verliert er mehrfach sein Vermögen und auch seine beiden Töchter erleben nicht viel Gutes; ihre reichen Ehemänner sind Betrüger, die deswegen im Zuchthaus landen.
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Gib die Merkmale des Realismus wieder.
TippsDer Realismus behandelt vorwiegend Themen rund ums Bürgertum. Hierbei geht es nicht immer um die schönen Seiten am Leben.
LösungDen realistischen Schriftstellern ging es nicht nur um die Abbildung des wirklichen Lebens, sondern auch um sprachliche Ausgestaltung ihrer Texte. Daher wird das wirklich Hässliche und Abstoßende in den Texten verklärt, d. h. literarisch ausgeformt und verschleiert. Sterben Personen, wie Effi Briest an Tuberkulose, so erfährst du nur, dass die Protagonistin krank ist und dass sie schließlich stirbt. Der Leidensweg wird aber nicht konkret geschildert. Des Weiteren sind viele Texte humoristisch und ironisch. Diese sprachliche Gestaltung dient dazu, Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft abzumildern.
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Analysiere den Textauszug.
TippsDie Erzählweise des Romans „Frau Jenny Treibel" gilt in weiten Teilen als humoristisch.
Jenny Treibel konnte einen reichen Ehemann finden, wodurch ihr der soziale Aufstieg gelang. Schon in ihrer Jugend verspürte sie den Drang, nach „oben", in die bessere Gesellschaftsschicht, einzuheiraten.
LösungDer Textauszug zeigt vielerlei Dinge deutlich: Zum einen zeigt er objektiv das Leben der unteren Gesellschaftsschicht Ende des 19. Jahrhunderts. Der Lehrling Louis ist unglücklich in Jenny Treibel verliebt, diese ist für ihn aber unerreichbar, da er nicht standesgemäß ist. Er muss daher seine Gefühle für sich behalten. Des Weiteren verweist der Auszug auf das soziale Elend. Darauf verweisen die Erfrierungen der beiden Männer. Trotzdem wird diese eigentlich traurige Szene wieder ins Positive gedreht: Die „hochstehende Kammtolle“ wirkt hierbei humoristisch und mildert so die Szenerie ab.
Textauszug aus: Fontane, Theodor: Frau Jenny Treibel. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/frau-jenny-treibel-4451/2 [18.04.2017]
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Untersuche eine Ballade des Realismus.
TippsBalladen waren eine typische Kunstform im Realismus. Sie vereinen Merkmale der drei großen literarischen Gattungen in sich.
Balladen des Realismus erzählen oftmals von tragischen oder grausamen Begebenheiten, die aber nicht allzu drastisch dargestellt werden.
LösungJohn Maynard (1886) stammt vom deutschen Schriftsteller Theodor Fontane. Der Text weist die drei wesentlichen Elemente einer Ballade auf:
- Epik: Die Ballade weist einen Handlungsverlauf auf. Daher ähnelt sie einer Erzählung.
- Lyrik: Verwendung eines regelmäßigen Reimschemas und Versmaßes.
- Dramatik: Verwendung der direkten Rede.
Text 1: Fontane, Theodor: John Maynard. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/gedichte-4455/23 [19.04.2017]
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Ordne die Epoche des Realismus literaturhistorisch ein.
TippsDer Realismus ist eine Epoche von ca. 1848 - 1890.
Die Romantik (1795 – 1848) ist in dieser Sortierung die älteste Epoche.
Die Neue Sachlichkeit (1920 - 1930) war eine literarische Epoche zur Zeit der Weimarer Republik.
LösungEine Epoche ist ein Zeitabschnitt oder eine Ära. Epochen helfen uns dabei, die Literaturgeschichte in Sinnabschnitte einzuteilen. Dabei musst du aber beachten, dass die jeweiligen Grenzen einer Epoche nicht fix sind, sondern Schwankungen unterworfen sind.
- In unserer Sortierung geht es mit der Romantik (1795 – 1848) los. Hierbei wurde insbesondere das Mystische und Märchenhafte in die Texte eingebunden.
- Im Biedermeier (1815 – 1850) versuchten die Schriftsteller das bescheidene, ruhige Leben darzustellen. Die Texte wirken daher oftmals konservativ und unscheinbar.
- Im Realismus (1848 – 1890) stand auch primär das Bürgertum im Fokus des literarischen Interesses. Allerdings ging es darum, die Wirklichkeit möglichst realistisch darzustellen. Um die Leserschaft nicht abzuschrecken, wurden die hässlichen Aspekte des menschlichen Daseins allerdings verklärt, d.h. literarisch umgeformt.
- Während des Naturalismus (1880 – 1890) wurden nun auch die Schattenseiten des Lebens beleuchtet. Tod, Krankheit und Wahnsinn wurden in die Werke mit eingebunden.
- Das all umfassende Ereignis zur Zeit des Expressionismus (1910 – 1925) war der Erste Weltkrieg (1914 – 1918). Die anfängliche Kriegseuphorie verflog aufgrund des zermürbenden Stellungskrieges rasch. Übrig blieben desillusionierte Schriftsteller, die zunehmend kriegskritisch wurden. Die Weimarer Republik existierte zwischen den großen Weltkriegen.
- Die Neue Sachlichkeit (1920 – 1930) wurde prägend für diese Zeit. Es ging um das nüchterne, pragmatische Erfassen der vorliegenden Umstände.
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Vergleiche die beiden Stadt-Gedichte.
TippsBeide Gedichte behandeln das Thema „Stadt“. Welche Unterschiede fallen dir auf? Wie ist die Stimmung in den Gedichten?
Baal ist im historischen Christentum ein Dämon (überirdisches Wesen).
Die Gedichte stammen aus verschiedenen Jahrhunderten: Die Stadt ist von 1852, Der Gott der Stadt von 1910.
LösungDas Leben in der Stadt war und ist für viele Schriftsteller/innen ein beliebtes und facettenreiches Thema. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts verfasste Theodor Storm sein berühmtes Gedicht Die Stadt aus Liebe zu seinem Heimatort Husum. Das Gedicht besticht durch seine schlichten und einfachen Schilderungen der Natur in den ersten beiden Strophen. Das Leben in der geschilderten Stadt wirkt eintönig und monoton. Die Szenerie wird aber durch die dritte Strophe aufgebrochen: Das lyrische Ich erinnert sich an seine Kindheit in der Stadt. Somit gibt es eine subjektive Wendung ins Positive. Das Gedicht poetisiert somit die Wirklichkeit und ist keine reine Abbildung der Küstenstadt. Es ist eindeutig dem Realismus zuzuordnen.
Georg Heym verfasste 1910 sein Gedicht Der Gott der Stadt. Der Gott der beschriebenen Stadt ist Baal, ein vorzeitlicher Dämon. In dem Gedicht werden die Schattenseiten der Verstädterung angesprochen. Es geht um Anonymität, ungebremste Ausdehnung von Städten sowie deren negative Auswirkungen auf die Natur. Das Gedicht ist dem Expressionismus zuzuordnen: Die Großstadt, vor allem Berlin, fasziniert die Dichter und Schriftsteller jener Zeit. Wie auch heute war das Leben in einer großen Stadt durch Gegensätze geprägt. Einerseits bot die Stadt Arbeitsmöglichkeiten und Raum zur Selbstverwirklichung, anderseits herrschte besonders in den niederen Bevölkerungsschichten Armut und Elend.
Text 1: Heym, Georg: Der Gott der Stadt. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/gedichte-2980/30 [25.04.2017] Text 2: Storm, Theodor: Die Stadt. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/theodor-storm-gedichte-3485/18 [25.04.2017]
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