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Enjambement

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Tim Weichselfelder
Enjambement
lernst du in der Sekundarstufe 3. Klasse - 4. Klasse - 5. Klasse

Grundlagen zum Thema Enjambement

Enjambement – Definition

Das Enjambement ist ein beliebtes Stilmittel in der deutschen Lyrik, das nur in der geschriebenen Sprache vorkommt. Mithilfe von Strophen und Versen wird das Gedicht in Sinnabschnitte gegliedert. Dabei besteht ein Vers häufig aus einem Satz, was man als Zeilenstil bezeichnet. Das muss aber nicht immer der Fall sein.

Merke:
Beim Enjambement handelt es sich um einen Satz, der die Verslänge überschreitet und im nächsten Vers weitergeführt wird.

Enjambement – Wirkung

Das Enjambement kann verschiedene Wirkungen erzeugen:

  • Ein Enjambement bricht die starre Form des Zeilenstils, was dazu führt, dass das Gedicht flüssiger gelesen oder vorgetragen werden kann, da man nicht – wie bei einem Satzzeichen üblich – eine Sprechpause macht.
  • Die einzelnen Verseinheiten werden so aufgebrochen, wodurch das Gedicht weniger monoton wirkt.
  • Außerdem werden einzelne Bedeutungseinheiten verstärkend miteinander verknüpft. Dies wird besonders deutlich, wenn zwei Strophen durch ein Enjambement verbunden werden.

Wusstest du schon?
Der Begriff Enjambement kommt vom französischen Wort enjember und bedeutet „überschreiten”. Der Zeilensprung, der dabei entsteht, ist beim lauten Lesen des Gedichts nicht hörbar, da die Stimme nicht gesenkt wird. Daher handelt es sich um ein rhetorisches Mittel, welches nur in der Schriftsprache auftaucht.

Enjambement – Beispiele

Die folgende Strophe ist ein Auszug aus Rainer Maria Rilkes Gedicht „Nur wer die Leier schon hob” (1922):

Nur wer mit Toten vom Mohn
↳ aß, von dem ihren,
wird nicht den leisesten Ton
↳ wieder verlieren.

Der erste und zweite Vers sowie der dritte und vierte Vers hängen jeweils durch ein Enjambement zusammen. An diesem Beispiel wird deutlich, dass der Zeilensprung dafür sorgt, dass das Gedicht in einem flüssigen Stil gelesen werden kann. Das liegt daran, dass die ersten beiden Verse sowie die letzten beiden Verse miteinander zusammenhängen. Sie bilden also satzteilartige Sinneinheiten und werden nicht durch Satzzeichen am Versende von den anderen Versen abgetrennt.

Hier siehst du ein weiteres Beispiel für Enjambements in Friedrich Schillers Gedicht „Das Mädchen aus der Fremde” (1796):

In einem Tal bei armen Hirten
↳ erschien mit jedem jungen Jahr,
↳ Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
↳ Ein Mädchen, schön und wunderbar.

Auch diese Strophe enthält Enjambements, hat aber einen ganz anderen Charakter als das eben vorgestellte Gedicht von Rilke. In diesem Fall trennt das Enjambement jeweils Sinneinheiten innerhalb eines Satzes ab, durchbricht diese aber nicht. Dies erkennst du daran, dass die Verse meist durch Satzzeichen voneinander getrennt stehen.

Typen von Enjambements im Deutschen

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen einem starken und einem schwachen Enjambement. Wann aber liegt ein starkes beziehungsweise schwaches Enjambement vor?

Das starke Enjambement

Bei einem starken Enjambement wird der Satz in seiner syntaktischen Struktur unterbrochen. Das bedeutet, dass eine syntaktische Einheit (wie zum Beispiel die untergehende Sonne) getrennt wird. Die Teile dieser syntaktischen Einheit ergeben nur zusammen einen Sinn.

Ein anschauliches Beispiel für ein starkes Enjambement finden wir in dem folgenden Auszug aus Friedrich Hölderlins Gedicht „Abendphantasie” aus dem Jahre 1799:

Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
↳ Der Pflüger
; dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
↳ Friedlichen Dorfe
die Abendglocke.

Die Satzteile sitzt der Pflüger und im friedlichen Dorfe bilden hier syntaktische Einheiten. Das Enjambement erkennen wir daran, dass der erste Vers ohne den zweiten Vers keinen Sinn ergibt. Das Gleiche gilt für den dritten Vers, der ohne den vierten Vers keine Sinneinheit bildet.

Das schwache Enjambement

Ein schwaches Enjambement trennt zwar auch einen Satz in zwei oder mehrere Verse auf, dabei bleiben aber die syntaktischen Einheiten zusammen. Wie ein schwaches Enjambement aussieht, erkennst du an dem folgenden Beispiel, einem Auszug aus Joseph Eichendorffs „Die Nachtblume” aus dem Jahre 1830:

Nacht ist wie ein stilles Meer,
Lust und Leid und Liebesklagen
↳ kommen so verworren her
in dem linden Wellenschlagen.

Hier bilden der zweite und dritte Vers einen Zeilensprung. Es handelt sich um ein schwaches Enjambement, da trotz der Überschreitung der Verslänge im zweiten Vers die Sinnhaftigkeit der einzelnen Verse nicht unterbrochen wird. Jeder einzelne Vers ist also in sich sinnvoll.

Das starke und schwache Enjambement

Zusammenfassung – Enjambement

  • Das Enjambement, auch Zeilensprung genannt, ist ein Stilmittel der Lyrik.
  • Es bedeutet, dass ein Satz oder eine Sinneinheit nicht am Versende aufhört, sondern darüber hinausgeführt wird.
  • Durch das Enjambement kann das Gedicht fließender werden.
  • Außerdem werden so Bedeutungseinheiten über Verse hinweg verbunden.
  • Viele starke Enjambements finden wir zum Beispiel in den Gedichten von Hölderlin und Rilke.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Enjambement

Was ist ein Enjambement mit Beispiel?
Was ist ein Enjambement in einem Gedicht?
Wie erkenne ich ein Enjambement?
Ist ein Enjambement ein Stilmittel?
Was ist das Gegenteil von Enjambement?
Was versteht man unter einem Enjambement?
Was soll ein Enjambement bewirken?
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Vorschaubild einer Übung

Transkript Enjambement

Hi, ich bin’s, Tim.

Schauen wir uns gemeinsam einen Ausschnitt eines Gedichts von Joachim Ringelnatz an: “Ich bin so knallvergnügt erwacht. Ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt. Die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften.”

Und ein Ausschnitt aus Friedrich Hölderlin “Hälfte des Lebens”: “Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen.”

Wir befinden uns, wie du siehst, in der Lyrik. Diese beiden Gedichte unterscheiden sich sehr voneinander, und wir sehen uns ein Stilmittel an, das im zweiten vorkommt und im ersten nicht. Es heißt: Enjambement. Wie sind Gedichte aufgebaut? Das wesentliche Merkmal eines Gedichts ist, dass es in Verse und eventuell Strophen gegliedert ist. Ein Vers ist dabei eine Zeile innerhalb einer Strophe. Sie wird vom Dichter bewusst festgelegt. In Romanen und Fließtexten ist die Zeilenlänge dagegen dem Layout überlassen. Sie ist z.B. abhängig von Schriftgröße und Papierformat. Mit der Verslänge kann der Dichter einzelne Sinnabschnitte festlegen. Aber nicht immer besteht ein Vers aus einem Satz wie bei unserem ersten Gedicht von Ringelnatz. Manchmal überschreiten Sätze und Sinneinheiten eine Verslänge und werden im nächsten weitergeführt. Das nennen wir dann Enjambement.

Der Begriff Enjambement kommt vom französischen Wort “enjember” und bedeutet “überschreiten”. Unser zweiter Dichter, Hölderlin, benutzte dieses Stilmittel des Zeilensprungs sehr häufig. “Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde?” Beim Sprechen fällt auf, dass ich am Versende keine Pause setze, also meine Stimme nicht senke. Der Zeilensprung macht das Gedicht fließender. Dabei können verschiedene Enjambements unterschieden werden. Das Gedicht “Nur wer die Leier schon hob” von Rainer Maria Rilke ist ein gutes Beispiel dafür. Die zweite Strophe lautet: “Nur wer mit Toten vom Mohn aß, von dem ihren, wird nicht den leisesten Ton wieder verlieren.” Erster und zweiter Vers sind durch ein starkes Enjambement verbunden. Zwischen zweitem und drittem findet sich keines, denn durch das Komma wird der erste Sinnabschnitt beendet. Der dritte und vierte Vers hängen durch einen schwächeren Zeilensprung zusammen.

Was bewirkt ein Enjambement? Das Gedicht wirkt - wie schon erwähnt - flüssiger und weniger monoton, da die einzelnen rythmischen Verseinheiten aufgebrochen werden - mit anderen Worten: es gibt weniger Sing-Sang. Außerdem werden auch einzelne Bedeutungseinheiten verstärkend miteinander verknüpft. Sehr einleuchtend wird das, wenn zwei Strophen durch ein Enjambement verknüpft werden, wie in Hölderlins Gedicht “Diotima” (1796): “Du schweigst und duldest, und sie verstehn dich nicht, Du heilig Leben! welkest hinweg und schweigst, Denn ach, vergebens bei Barbaren Suchst du die Deinen im Sonnenlichte,

Die zärtlichgroßen Seelen, die nimmer sind! Doch eilt die Zeit. Noch siehet mein sterblich Lied Den Tag, der, Diotima! nächst den Göttern mit Helden dich nennt, und dir gleicht.”

Fassen wir also zusammen: Das Enjambement, auch Zeilensprung genannt, ist ein Stilmittel der Lyrik. Es bedeutet, dass ein Satz oder eine Sinneinheit nicht mit dem Vers endet, sondern über die Verszeile hinaus fortgeführt wird. Extrem wird dieses Stilmittel beim Strophenenjambement. Durch das Enjambement kann das Gedicht fließender wirken. Außerdem werden so Bedeutungseinheiten über Verse hinweg verbunden. Viele starke Enjambements finden wir z.B. in den Gedichten von Hölderlin und Rilke. Das war’s von mir! Mach’s gut!

12 Kommentare
12 Kommentare
  1. Hallo, könnt ihr nächstesmal auch ein paar Videos über Gedichte für 6. Klasse erstellen?
    Ich bin nähmlich in der 6. Klasse und ich habe gerande das Thema und es ist nicht so toll, dass fast alles anderen Videos zu anderen Klassenstufen sind. Es ist nähmlich für mich etwas zu einfach oder etwas komplizierter erklärt.
    Danke!

    Von Jaewon Jung, vor mehr als 2 Jahren
  2. Toll erklärt, und ich weiss nun endlich wie man Enjambement richtig ausspricht

    Von Julia J., vor fast 6 Jahren
  3. danke :)

    Von Idw144000, vor etwa 6 Jahren
  4. Hallo Idw144000,
    das Enjambement oder "Zeilensprung" meint grundsätzlich, dass ein Satz über mehrere Verse fortgesetzt wird. Wenn Versende und Satzende unmittelbar in einer Zeile zusammen fallen und diese starre Form unterbrochen wird, spricht man von einem Enjambement. Das kannst du im folgenden Beispiel gut erkennen:
    "Jeder weiß, was so ein Mai-
    käfer für ein Vogel sei."
    Ich hoffe, das hilft dir weiter. Liebe Grüße aus der Redaktion

    Von Carolin Kasper, vor etwa 6 Jahren
  5. wie kann man den Enjambement bestimmen?
    :D

    Von Idw144000, vor etwa 6 Jahren
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Enjambement Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Enjambement kannst du es wiederholen und üben.
  • Bestimme die Charakteristika des Enjambements.

    Tipps

    Steht am Ende jeder Zeile ein Punkt oder ein Komma? Wie erkennen wir ein Enjambement?

    Lösung

    Ein Enjambement ist ein syntaktisches Stilmittel. Es bezeichnet das Phänomen, wenn ein Satz über einen Vers hinausgeführt wird, wenn also das Zeilenende nicht mit einem Sinnabschnitt endet. Sinnabschnitte werden z. B. durch einen Punkt oder durch einen Wechsel von Haupt- zu Nebensatz (also meist durch ein Komma) definiert. Immer wenn ein Satz deshalb in die nächste Zeile weitergeführt wird, obwohl er vom Sinn her nicht abgeschlossen ist, kann man in einem Gedicht von einem Enjambement sprechen. Dabei gibt es starke und schwache Enjambements:

    • Ein starker Zeilensprung liegt vor, wenn eine Zeile mitten in einem Wort oder einem Satzglied abbricht.
    • Ein schwacher Zeilensprung liegt vor, wenn die Zeile vor oder nach einem Satzglied gewechselt wird.

  • Fasse die Funktion von Enjambements zusammen.

    Tipps

    Was passiert mit der Betonung in einem Satz, wenn ein Vers nicht mit einem Punkt endet? Welche Wirkung hat dieser Effekt?

    Lösung

    Jedes Stilmittel wird eingesetzt, um eine bestimmte Bedeutung aufzubauen oder eine bestimmte Wirkung zu erzielen.

    • Auf akustischer Ebene klingt das Gedicht durch ein Enjambement flüssiger und weniger monoton. Denn normalerweise senken wir bei einem Satzende auch die Stimme. Nach einem Versende erwarten wir natürlicherweise eine Sprechpause oder Kadenz. Zusammengenommen erwarten wir daher bei Versende ein Satzende mit Sprechpause. Da der Satz allerdings weitergeführt wird, wird die Stimme nicht gesenkt und die Pause verschoben. Der Rhythmus des Gedichts wird aufgebrochen.
    • Außerdem verbinden Zeilensprünge Satzeinheiten über mehrere Zeilen oder sogar Strophen hinweg. Ein Enjambement kann also einen Zusammenhang zwischen eigentlich unverbundenen Zeilen und Strophen und deren Inhalten herstellen.

  • Bestimme die Zeilen, die ein Enjambement enthalten.

    Tipps

    Es sind insgesamt drei Enjambements in dem Gedicht enthalten.

    Die Enjambements sollen in den Zeilen markiert werden, in denen sie beginnen.

    Untersuche jede einzelne Zeile darauf, ob mit ihr ein Sinnabschnitt endet. Wenn nicht, untersuche sie darauf, ob die Zeile innerhalb eines Satzglieds oder nach einem Satzglied abbricht.

    Lösung

    Wir untersuchen das Gedicht auf Enjambements. Ein Zeilensprung entsteht, wenn ein Satz oder ein Satzteil über das Versende hinaus fortgeführt wird.

    Die Zeilen mit einem Punkt am Ende sind klarerweise keine Enjambements. Die Zeilen mit Kommatas am Ende könnten Enjambements enthalten, meist sind aber Kommata Anzeichen für das Ende eines Sinnabschnitts. Ein Sinnabschnitt endet beispielsweise, wenn ein Wechsel von Haupt- zu Nebensatz oder umgekehrt stattfindet. Dies ist bei den beiden Komma-Sätzen der Fall.

    Bleiben also drei Sätze in Zeile 2, 3 und 5 ohne Punkt und Komma am Versende.

    Zeile 2 endet nach dem Subjekt Der Schwindel und vor dem Prädikat Fliegt und daher nicht innerhalb von Satzgliedern. Es ist daher ein Enjambement, und ganz konkret ein schwaches, denn der Satz wird über zwei Zeilen weitergeführt. Dasselbe gilt für Zeile 3, denn Hier und In verschiedenen Religionen sind unterschiedliche Satzglieder.

    In Zeile 5 finden wir ein Enjambement, das stark ist, denn gleich hell gehört ebenso wie gleich grau zu einem Satzglied. Das Satzglied wird durch das Enjambement auseinandergerissen.

  • Wende dein Wissen über Enjambements an, indem du aus dem folgenden Gedicht ein Gedicht ohne Enjambements machst.

    Tipps

    Um Enjambements zu vermeiden, müssen Versende und Satz(teil)ende übereinstimmen. Daher stehen am Ende von Versen ohne Enjambements meistens Satzzeichen.

    Lösung

    Enjambements findet man, wenn ein Satz oder ein Satzteil (z. B. Haupt oder Nebensatz, die durch Kommata abgetrennt sind), über das Versende hinausgehen, wenn sich ein Satz also über zwei oder mehrere Verse erstreckt.

    Wir sehen, dass die letzten Wörter in der ersten und dritten Zeile (ist und hab) syntaktisch und grammatikalisch sowohl zum ersten und dritten Vers als auch zum zweiten und vierten Vers gehören könnten. Da erste und dritte Zeile ohne die beiden Wörter immer noch syntaktisch richtig sind, zweiter und vierter Vers jedoch ohne die beiden Wörter fehlerhaft erscheinen, müssen wir die beiden Wörter um jeweils eine Zeile verschieben. Damit erreichen wir auch eine Einteilung in Haupt- und Nebensätze. Das Leben gehört syntaktisch eher zum vorigen Satz. So entsteht das fertige Gedicht:

    Wo einst mein Träumen ganz gewesen,
    ist heute oft zerrissnes Leben.
    Wo häufig ich was sicher gewusst,
    hab heute ich nur tiefen Frust.

  • Beschreibe den Aufbau von Gedichten.

    Tipps

    Was ist der kleinste gemeinsame Nenner von Gedichten? Warum ist ein Zeitungsartikel kein Gedicht?

    Lösung

    Wann ist ein Gedicht ein Gedicht? Sind dazu Reime notwendig, ein Rhythmus, eine bestimmte Sprache und Stil? Den kleinsten gemeinsamen Nenner von Gedichten beschreiben Literaturwissenschaftler als den Aufbau von Gedichten: Ein Gedicht enthält Verse, also eine Reihe metrisch gegliederter Rhythmen, und aus Versen zusammengesetzte Strophen. Der Autor des Gedichts legt bewusst die Anzahl der Wörter und manchmal sogar der Buchstaben in einer Reihe fest. Geht man noch ein bisschen weiter, dann könnte man sagen: Der Dichter gestaltet nicht nur den Inhalt, sondern auch die Anordnung der Wörter durch die Schrift.

  • Analysiere die Enjambements in dem Beispielgedicht.

    Tipps

    Hier gibt es nicht nur eine Möglichkeit, das Gedicht zu unterteilen. Wo kannst du überall Satzzeichen setzen? Wie viele Versionen erkennst du?

    Lösung

    Alle Stilmittel erzeugen eine bestimmte Wirkung. Beim Enjambement ist diese, dass das Gedicht insgesamt flüssiger wird, da man die Stimme am Versende nicht senkt. Außerdem werden so bestimmte Sinneinheiten miteinander verbunden und damit Bedeutungsfelder miteinander verknüpft. Im obigen Gedicht ist die Bestimmung von Enjambements etwas schwieriger. Dadurch, dass Zeichensetzung und Großschreibung fehlen, müssen Satzanfänge und -enden gedeutet werden. Es gibt daher mehrere Versionen des Gedichts:

    Ich schau dich an, sehe mich.
    Dich beten an ewiglich
    Zigtausend, man denke daran:
    Ich seh dich an, schaue dich.

    Hier gibt es ein Enjambement zwischen 2. und 3. Zeile. Es gibt aber auch eine andere Version des Gedichts, wenn man nämlich zwischen erstem und zweitem Vers ein Enjambement setzt. Das zigtausend steht dann isoliert:

    Ich schau dich an, sehe mich
    Dich beten an ewiglich,
    zigtausend, man denke daran:
    Ich seh dich an, schaue dich.

    Wie viele Enjambements das Gedicht besitzt, kann man also erst anhand der Interpretation der Satzenden festlegen.